Etwa jeder vierte Bürger in Deutschland hat einen Bausparvertrag abgeschlossen, der eine solide Grundlage für das Ansparen von Kapital für ein Eigenheim darstellt. Doch nicht immer möchte man diesen auch tatsächlich zum Bauen nutzen: Wer mit dem Gedanken spielt, seinen Bausparvertrag zu verkaufen, sollte sich dies gut überlegen. Denn: Grundsätzlich ist dies zwar möglich, aber mit einem großen bürokratischen Aufwand und gewissen Einbußen verbunden. Wir zeigen, worauf es zu achten gilt und wann es sich lohnt, einen Bausparvertrag zu verkaufen.
Bausparvertrag verkaufen: Grundlegendes
In Deutschland gibt es zahlreiche Formen an Sparmodellen – eine der beliebtesten davon ist der Bausparvertrag. Abgeschlossen wird dieser stets zwischen einer Bausparkasse und einer Privatperson, welche den Vertrag für sich abschließen möchte. Die meisten Menschen schließen den Bausparvertrag ab, um tatsächlich Kapital für einen möglichen späteren Hausbau anzusparen. Beim Abschluss eines Bausparvertrag wird gemeinsam mit der Bausparkasse eine gewisse Summe vereinbart, welche um ein Darlehen erhöht wird. So erhält der Sparer dann die komplette Summe. Im Klartext heißt das also: Der Bausparer spart einen Teil seiner Finanzierung selbst durch eigenes Kapital an, der andere Teil wird von der Bausparkasse als attraktives Darlehen zur Verfügung gestellt.
Den Beginn eines abgeschlossenen Bausparvertrags stellt immer die Ansparphase dar, während dieser der Bausparer in regelmäßigen Abständen Geld in seinen Vertrag einzahlt. Dies kann er monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder auch nur jährlich tun. Bei einem Bausparvertrag ist erforderlich, dass aus den Bareinzahlungen ein Mindestguthaben bzw. eine Mindestvertragslaufzeit erreicht wird. Nur dann hat der Bausparer auch später Anspruch auf ein Darlehen von der Bausparkasse. Hier spricht man von der sogenannten Zuteilung, die neben der Darlehensvergabe anhand von Bewertungszahlen die gängigste Variante darstellt. Anschließend folgt die Darlehensphase, in welcher das Darlehen getilgt wird.
Ein großer Vorteil ist, dass der Bausparer bereits beim Abschluss seines Bausparvertrags genau weiß, wie hoch der Zinssatz für die Darlehensphase ausfallen wird. Dies gewährleistet ihm maximale Planungssicherheit. Bausparverträge lassen sich für die verschiedensten Projekte nutzen und eignen sich natürlich nicht unbedingt nur zum Bauen: Egal, ob man damit ein Grundstück erwerben, eine Renovierung durchführen oder ein Haus kaufen möchte – für all diese Zwecke kann das angesparte Kapital zum Einsatz kommen. Allgemein ist ein Bausparvertrag eine langfristige Kapitalanlage, die sich meist erst nach zehn oder mehr Jahren bezahlt macht.
Manchmal kommt es allerdings vor, dass sich die privaten Lebensumstände des Bausparers verändern und er trotz des angesparten Geldes nicht bauen möchte. Hat er sich dazu entschieden, seinen Bausparvertrag aufzulösen, kann er ihn entweder verkaufen oder an eine andere Person abtreten.
Den Bausparvertrag kündigen: Was Bausparer zum Thema wissen müssen
Entscheidet man sich zur Kündigung eines laufenden Bausparvertrags, müssen Bausparer sich über Eines im Klaren sein: Dieses Vorhaben ist mit viel Aufwand verbunden und erfordert eine Menge Geduld. Denn oft sind die Kündigungs- und Auszahlungsfristen so lange, dass das gesamte Vorhaben erst nach einem halben Jahr – oder noch mehr – abgeschlossen ist. Löst man also seinen Bausparvertrag auf, um damit möglichst schnell wieder liquide zu sein, ist dies keine gute Idee. Daher spielen viele Bausparer mit dem Gedanken, den Vertrag weiterlaufen zu lassen, aber an eine andere Person abzutreten. Hier stellt sich jedoch die Frage: Wer kauft einen laufenden Bausparvertrag auf?
Prinzipiell ist es bei den meisten Bausparkassen gar nicht möglich, einen ganzen Bausparvertrag an eine andere Person zu verkaufen, sondern lediglich das bereits angesparte Guthaben auf dem Vertrag. Möchte man als Bausparer seinen Vertrag an jemand anderen abtreten, sollte man sich darüber im Klaren sein, meist nur Zeit, aber kein Geld dabei zu sparen. Vorsichtig sollten Bausparer insbesondere bei der Auswahl des Abnehmers sein, denn hier gibt es gerade im Internet viele schwarze Schafe. Die sicherste Möglichkeit ist es, seinen laufenden Bausparvertrag an einen Verwandten oder guten Freund zu verkaufen. Ebenfalls ist es eine Option, den Vertrag bis zum Ende der Laufzeit zu beleihen. Diesbezüglich lässt man sich am besten von einem erfahrenen und unabhängigen Finanzexperten beraten.
Wann lohnt sich der Verkauf eines Bausparvertrags wirklich?
Um herauszufinden, ob sich der Verkauf eines Bausparvertrags für einen selbst lohnt, muss man zunächst wissen, wie Bausparverträge aufgebaut sind. Grundsätzlich setzen sich diese aus zwei Bestandteilen zusammen – einerseits dienen sie als Plattform für Bausparer, um somit Kapital ansparen zu können, andererseits erhält man durch den Abschluss eines solchen Vertrags später ein Darlehen mit besonders attraktiven Konditionen. Deshalb wird jede Bausparkasse vor dem Abschluss eines Bausparvertrags die Bonität des Bausparers prüfen. Wenn ein Bausparer seinen Vertrag ganz einfach verkaufen kann, geht die Bank ein nicht zu unterschätzendes Risiko ein, denn so könnten auch Personen mit schlechter Kreditwürdigkeit an eine Baufinanzierung kommen – was im Normalfall nicht möglich ist.
Deshalb erlauben die meisten Bausparkassen lediglich, bereits angespartes Kapital an Drittpersonen zu verkaufen – hier ist der Kreditanspruch aber nicht enthalten, da die Bank die Kreditwürdigkeit des Käufers nicht kennt. Es ist allerdings kein Muss, einen Bausparvertrag an eine Privatperson zu verkaufen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Unternehmen, die vor allem über das Internet tätig sind und sich auf den Kauf laufender Bausparverträge spezialisiert haben. Sie kaufen das angesparte Guthaben eines laufenden Vertrags auf, kündigen den Vertrag und erhalten somit die Auszahlung, nachdem die Kündigungsfrist des Bausparvertrags geendet hat.
Für den Bausparer ergibt sich daraus ein deutlich schnellerer Zugriff auf das Kapital als bei einer Kündigung. Denn er erhält sein angespartes Kapital abzüglich der Verkaufsgebühr unmittelbar nach der Abtretung an das jeweilige Unternehmen. Kündigt er dagegen direkt bei der Bausparkasse, muss er damit rechnen, viele Monate auf sein Geld zu warten. Unter Umständen käme hier sogar noch eine teure Vorfälligkeitsentschädigung zum Tragen, die zusätzliche Kosten verursacht. Somit kann das Funktionsprinzip eines Aufkaufs laufender Bausparverträge nur für ein Unternehmen funktionieren, indem es darauf Gebühren erhebt, um einen Gewinn zu erzielen.
Beide Seiten profitieren also davon. Allerdings sollten Bausparer trotzdem vorsichtig sein, denn es gibt immer wieder auffällig attraktive Angebote mit speziellen Prämien, die aber nur selten seriös sind.
Bausparvertrag verkaufen: Alternativen zum Verkauf an ein Unternehmen
Wem ein Verkauf an ein unbekanntes Unternehmen zu heikel ist, der kann seinen Bausparvertrag natürlich auch an einen Verwandten oder guten Freund abtreten. Im Gegensatz zu einem Verkauf an eine Drittperson sind Bausparkassen in der Regel mit einer vollständigen Vertragsübernahme einverstanden – sofern die Bonität der übernehmenden Person stimmt. Des Weiteren ist es möglich, seinen Bausparvertrag zu beleihen. Das bedeutet, dass der Vertrag entweder als Sicherheit für einen anderen Kredit angegeben wird oder man diesen direkt bei der aktuellen Bausparkasse beleiht.
Möglich ist diese Option aber nur dann, wenn das ausbezahlte Kapital für einen Neubau oder für eine Renovierung genutzt wird. Nähere Informationen erhält man als Bausparer bei seiner Bausparkasse, denn die Konditionen sind bei jedem Anbieter unterschiedlich.