Bestimmt haben Sie schon einmal das Wort Durchschnittskosten-Effekt oder Cost-Average-Effekt gehört. Jeder, der in Fonds oder Aktien investiert, wird immer den gleichen Geldbetrag investieren, wenn das Ganze zur Altersvorsorge oder zum Vermögensaufbau dienen soll. Bei hohen Notierungen werden weniger Aktien oder weniger Anteile gekauft als bei niedrigeren Börsenkursen. Aufgrund dessen ist es möglich, dass die Rendite gesteigert und der durchschnittliche Einstandspreis gesenkt werden können.
Dieser Beitrag soll Ihnen aufzeigen, was wirklich an dem Cost-Average-Effekt dran ist und von welchen Vorteilen gegebenenfalls dadurch profitiert werden kann.
Was ist der Cost-Average-Effekt?
Über schlechte oder auch gute Börsenzeiten hinweg werden immer zu einem bestimmten Stichtag, zum Beispiel immer am 1. oder 15. des Monats, automatisch Fonds-, Aktien- oder ETF-Anteile erworben. Dies ist auch möglich, wenn ein Aktien-Sparplan befolgt wird. Das Ganze erfolgt anteilig bis hinter das Komma. Grundsätzlich muss beachtet werden, dass bei hohen Kursen weniger Anteile erworben werden als bei niedrigen Kursen. Dies resultiert daraus, da günstige Kaufkurse ausgenutzt werden sollen. Aus mathematischer Sicht wird das harmonische Mittel bezahlt, da eine antizyklische Anlagestrategie verfolgt wird. Das harmonische Mittel ist etwas unter dem arithmetischen Mittel zu finden.
Beispiele für den Cost-Average-Effekt
Im Folgenden werden Ihnen vier Beispiele näher gebracht:
- Beispiel 1
Das Beispiel 1 soll ein Verlust-Szenario aufwerfen. Angenommen, es wird ein Aktienfond eingekauft. Dieser wird zu einem Anteilspreis von insgesamt 50 Euro erworben. Anschließend sinkt der Kurs auf 25 Euro. Sollte eine Einmalanlage im Wert von 500 Euro getätigt werden, kann erkannt werden, dass nur noch 250 Euro übrig sind und aufgrund dessen die Hälfte des Kapitals verloren gegangen ist. Sollten die Anlagen jedoch in zwei Raten zu je 250 Euro erworben worden sein und die eine Rate zu einem Anteilspreis von 50 Euro und die andere Rate im Abwärtstrend zu einem Anteilspreis von 35 Euro erworben worden sein, kann es im Endeffekt zu einem geringeren Verlust führen.
Nun muss ausgerechnet werden, wie groß das Minus ist. Hier müssen die erste Rate von 250 Euro durch den Anteilspreis von 50 Euro dividiert und die zweite Rate von 250 Euro durch den Anteilspreis von 35 Euro dividiert werden. Das Ganze muss anschließend addiert und mit 25 Euro multipliziert werden, da der Kurs auf 25 Euro gesunken ist. Hier würde sich ein Ergebnis von 304 Euro ergeben. Dies würde ein Minus von 39 Prozent, statt 50 Prozent, betragen. Dank des Cost-Average-Effekts wären Sie in diesem Fall, im Vergleich zu einer Einmalanlage, im Vorteil.
- Beispiel 2
Das Beispiel 2 soll ein Gewinn-Szenario aufwerfen. Es wird von den gleichen Vorbedingungen ausgegangen wie bei Beispiel 1. Weiters wird angenommen, dass ein Aktienfonds à 50 Euro erworben wird. Anschließend steigt der Kurs auf 100 Euro. Dies ergibt eine Steigung von 100 Prozent. Sollte in zwei Raten eingekauft werden und die zweite Rate zu je 75 Euro erworben worden sein, dann stellt dies einen Nachteil, im Vergleich zu der Einmalanlage, dar. Nun muss das Ganze berechnet werden. Es werden die 250 Euro, welche mit der ersten Rate eingezahlt wurden, durch die 50 Euro, welche pro Stück bei der ersten Rate angefallen sind, dividiert.
Anschließend muss die Summe von 250 Euro, welche mit der zweiten Rate eingezahlt wurde, durch die 75 Euro, welche pro Stück bei der zweiten Raten angefallen sind, dividiert. Die beiden Summen müssen nun noch addiert werden, bevor das Ganze mit der Ziffer 100 multipliziert wird. Die 100 ergibt sich durch die Steigung des Kurses auf 100 Euro. Das Ganze würde nun 833 ergeben. Statt einem Gewinn von 100 Prozent wird nun nur noch ein Gewinn von 66 Prozent erzielt. Aufgrund dessen wären Sie in diesem Fall, im Vergleich zu der Einmalanlage, um 167 Euro im Nachteil. In diesem Fall würde der Cost-Average-Effekt bewirken, dass die Rendite sowohl nach unten als auch nach oben geglättet wird.
- Beispiel 3
Im Beispiel 3 wird ein Szenario mit gleichbleibenden Kursen und einem zwischenzeitlichen Kursanstieg bearbeitet. Wir nehmen an, dass der Kurs zuerst von 50 Euro auf 75 Euro steigt und anschließend wieder zurück auf 50 Euro fällt. Bei einer Einmalanlage würde das bedeuten, dass Spesen bezahlt werden mussten, aber sich ansonsten nichts verändert hat. Sollte ein Sparplan befolgt werden, würden allerdings auch andere Verluste anfallen. Dies resultiert daraus, da in der zweiten Rate zu 75 Euro eingekauft werden musste. Hier müssten also die 250 Euro der ersten Rate durch die 50 Euro des Kurses für die erste Rate dividiert werden.
Anschließend müssten die 250 Euro der zweiten Rate durch die 75 Euro des Kaufpreises für die zweite Rate dividiert werden. Danach müssten die beiden Summen addiert und mit 50 multipliziert werden. Die 50 ergibt sich durch den derzeitigen Kurs. Es würde das Ergebnis 417 herauskommen. Aufgrund dessen hätte sich ein Verlust von 83 Euro, und somit 17 Prozent, ergeben. Auch hier würden Sie also, im Vergleich zu einer Einmalanlage, einen Nachteil erzielen.
- Beispiel 4
Im Beispiel 4 wird ein Szenario mit gleichbleibenden Kursen und einem zwischenzeitlichen Kurseinbruch bearbeitet. Sollte der Kurs von 50 Euro zuerst auf 30 Euro einbrechen und anschließend wieder auf 50 Euro zurück ansteigen, können Sie sich darüber freuen, dass Sie mit einer Einmalanlage keine Verluste erzielt haben. Allerdings besteht ein Vorteil, wenn Sie das Ganze auf zwei Raten gekauft haben. Hier müssten wieder die 250 Euro, für welche bei der ersten Rate eingekauft wird, durch die 50 Euro, den Kurs der ersten Rate, dividiert werden und die anderen 250 Euro, für welche bei der zweiten Rate eingekauft wird, durch die 30 Euro, den Kurs der zweiten Rate, dividiert werden.
Letztlich werden die beiden Summen addiert und mit 50 multipliziert, da der derzeitige Kurs wieder bei 50 Euro zu finden ist. Das Ganze würde 667 ergeben. Es kann erkannt werden, dass im Vergleich zur Einmalanlage, ein Gewinn von 167 Euro verzeichnet werden konnte. Dies wären 33 Prozent.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dass die erwähnten Szenarien kombiniert stattfinden. Je nachdem welche Variante dann dominiert, entsteht für den Anleger ein Nachteil oder ein Vorteil.
Wann macht der Cost-Average-Effekt für mich Sinn?
Die Bezahlung auf Raten macht vor allem dann gegenüber der Einmalanlage Sinn, wenn die Kurse schon in der Vergangenheit stark angestiegen sind und nicht befürchtet werden muss, dass ein Kurseinbruch erfolgt. Trotz positiver Renditeerwartung gibt es bei einer Einmalanlage nämlich immer das Risiko, zufällig dann in die Börse einzusteigen, wenn ein Aktienmarkthoch besteht. Unter Umständen muss dann mehrere Jahre gewartet werden, bis das Ausgangsniveau, welches am günstigsten ist, wieder erreicht wird. Das Risiko kann mit dem Cost-Average-Effekt abgesichert werden. Dies erfolgt, indem das Investment über einen längeren Zeitraum hinweg zu mehreren Raten angelegt wird. Zwar kostet das eventuell die Rendite, wenn die Kurse ansteigen, es wird sich im Endeffekt aber positiv auswirken.
Fazit
Der Cost-Average-Effekt kann sich in vielen Fällen sehr positiv auswirken. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Kurse zwischenzeitlich einbrechen oder generell fallen. Die Gefahr, an einem ungünstigen Zeitpunkt einzusteigen, wird gemindert.