Quality-Function-Deployment (QFD): Kundenorientierte Produktentwicklung

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Quality-Function-Deployment heißt zu Deutsch so viel wie „Qualitätsfunktionendarstellung“. Hinter dem Begriff stecken Techniken die dabei helfen, Kundenwünsche in der Produktentwicklung mit zu erfassen. Quality-Function-Deployment, abgekürzt QFD, ist mittlerweile auch im deutschen Raum ein eigenständiger Begriff. Einige große Firmen nutzen die „Tools“ des QFD um ihre Produktions-Prozesse zu verbessern.

Woher stammt Quality-Function-Deployment?

Die Methode des Quality-Function-Deployment wurde 1966 vom Japaner Yoji Akao entwickelt. Dieser war damals für die Firma Mitsubishi tätig, welche als erste mit dieser Methode arbeitete. Sein Konzept wurde kur darauf auch von Toyota übernommen. In den 80-er Jahren verbreitete sich die QFD-Methode zunehmend in den USA. Große Firmen, vor allem aus der Technik- und Automobilindustrie entdeckten das System des QFD für sich. Dazu zählen etwa die bekannten Unternehmen Xerox oder Ford. In den USA wurde das Konzept von Akao zudem weiterentwickelt. Besonders das Unternehmen Ford und das American Supplier Institute (ASI) trugen zur Weiterentwicklung maßgeblich bei. Von den USA aus erlangte das QFD schließlich auch in Europa Bekanntheit.

Heutzutage wird oft eine etwas vereinfachte Form des Quality-Function-Deployment angewendet. Während die Methode von Yoji Akao mit den Weiterentwicklungen aus den USA oft als „Vier-Phasen-Modell“ dargestellt wird, sind die heute verwendeten Versionen meist etwas abgespeckt. Oft wird nur die erste Phase des QFD angewandt.

Für wen eignet sich QFD?

Obwohl das Konzept des Quality-Function-Deployment ursprünglich aus der Automobilindustrie stammt, kann es in verschiedensten Branchen angewendet werden. Es eignet sich nicht nur zur Entwicklung oder Weiterentwicklung von Produkten, auch Dienstleistungen können mit der Methode optimal an Kundenwünsche angepasst werden. QFD gehört zu Werkzeugen des Qualitätsmanagements. Korrekt angewandt führt es zu höheren Absätzen eines Produktes oder einer Dienstleistung. Zudem erlaubt die Methode einen direkten Vergleich mit Produkten oder Dienstleistungen der Konkurrenz in Bezug auf bestimmte Produktmerkmale. Der Einsatz der Techniken von QFD kann zu einem längeren Entwicklungsprozess führen, als mit anderen Methoden.

Allerdings wird dieser Mehraufwand dadurch belohnt, dass am Ende des Prozesses ein Produkt entwickelt worden ist, dass den Kundenwünschen optimal entspricht. Dadurch müssen weniger Ressourcen in ein nachträgliches Verbessern des Produktes gesteckt werden.

Was und Wie?

Müsste man das QFD in zwei Worten zusammenfassen wären diese: Was und Wie? Gemeint ist damit die Trennung von Kundenwünschen und der technischen Umsetzung dieser Anforderungen im Produkt. Noch einmal anders formuliert: Es erfolgt eine Trennung in die Fragen „Was wird von den Kunden gefordert?“ und „Wie lassen sich die Anforderungen der Kunden technisch realisieren?“ Besonders auf der ersten Ebene des QFD sind diese Fragen von zentraler Bedeutung.

Die 4 Stufen des QFD und das „House of Quality“

Wie erwähnt ist das „klassische“ QFD ein mehrstufiger Prozess. Dieser wird heutzutage allerdings häufig etwas verkürzt angewandt: Oft wird lediglich die erste Phase im Prozess erarbeitet und der restliche Produktionsprozess mit anderen Methoden verwirklicht. Die vier Phasen des Quality-Function-Deployment sind:

  • Produktplanung
  • Teile- und Komponentenplanung
  • Prozessplanung
  • Produktionsplanung

Bevor die einzelnen Stufen des QFD genauer betrachtet werden können, ist es notwendig einen weiteren Begriff zu erklären: Das so genannte „House of Quality“ oder HoQ. Gemeint ist damit eine Art von Tabelle, die für die einzelnen Phasen erstellt werden kann. Der Name rührt daher, dass diese Tabelle (zumindest mit etwas Phantasie) an die Form eines Hauses erinnert. Beim HoQ gehen die Definitionen etwas auseinander. Für manche Autoren ist das HoQ gleichzusetzen mit der ersten Phase im Quality-Function-Deployment, der Produktplanung. Andere Autoren verwenden das House of Quality allerdings in allen vier Phasen.

Welche Informationen werden im House of Quality dargestellt?

Das House of Quality entspricht im Grund einer Tabelle. Die Zeilen und Spalten werden je nach Phase im QFD-Prozess unterschiedlich befüllt. Dabei sind oben erwähnte Fragen nach dem „Was“ und dem „Wie“ relevant. In die Zeilen werden Merkmale geschrieben, die die Frage nach dem „Was“ beantworten. In die Spalten werden Merkmale geschrieben, die die Frage nach dem „Wie“ beantworten. Nun können anhand dieser Tabelle Punkte vergeben werden, die den Zusammenhang zwischen den einzelnen Merkmalen beschreiben. Anhand dieser können die für den Kunden wichtigsten Punkte herausgearbeitet werden.

qfd

rawpixel/123RF.com

Das Quality-Function-Deployment anhand eines Beispiels

Da die Theorie etwas umständlich zu erklären ist, bietet es sich an den Prozess des QFD anhand eines Beispiels zu beschreiben. Nehmen wir an, eine Firma möchte eine neue Digitalkamera entwickeln. Um herauszufinden, was die Anforderungen der Kunden an eine Digitalkamera sind, muss sich das Unternehmen Methoden der Marktforschung bedienen. Möglichkeiten hierfür sind beispielsweise Umfragen oder Analysen von Konkurrenzprodukten. Nachdem die Kundenwünsche ermittelt wurden, kann das Unternehmen in die erste Phase des QFD starten, der so genannten Produktplanung.

Es wird ein House of Quality Diagramm erstellt. In die linke Spalte wird in jede Zeile eine gewünschte Anforderung der Kunden eingetragen („Was?“). Für das Beispiel der Digitalkamera könnten das etwa die Merkmale „hohe Auflösung“, „satte Farbwiedergabe“, „einfache Bedienung“, „geringes Gewicht“ und „günstig“ sein. Zusätzlich zur reinen Auflistung der Kundenwünsche werden diese auch in einem System von 1 bis 5 nach Wichtigkeit bewertet. So könnten die Merkmale „hohe Auflösung“ und „günstig“ beispielsweise beide mit 5 – sehr wichtig- bewertet werden. Das Merkmal „einfache Bedienung“ wird mit 4 und die „satte Farbwiedergabe“ mit 3 bewertet. Das Merkmal „geringes Gewicht“ wird als nicht so relevant eingestuft und erhält eine 1.

In die Spalten des HoQ-Diagramms kommen Merkmale die der technischen Realisierung dienen („Wie?“). Für eine Digitalkamera kann das beispielsweise „Material“, „Größe des Bildsensors“ oder „Pixelgröße“ sein.

In der HoQ Tabelle können nun die Zusammenhänge zwischen den Kundenanforderungen und den technischen Komponenten bewertet werden. Der Kundenwunsch „geringes Gewicht“ ist sehr stark von der technischen Komponente „Material“ abhängig. Ebenso ist aber der Kundenwunsch „günstig“ stark von der Komponente „Material“ abhängig. Für jede dieser Beziehungen werden Punktewerte vergeben. Anhand der Punktewerte in Kombination mit der jeweiligen Wichtung der Kundenanforderungen kann herausgeabreitet werden, welche technischen Komponenten die wichtigsten sind. Diese Komponenten sind jene, denen zur erfolgreichen Entwicklung eines Produktes besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.

Auch ein Vergleich mit Konkurrenzprodukten kann in einem HoQ Diagramm durchgeführt werden. Dabei wird bewertet, wie sehr die Kundenanforderungen durch Produkte der Konkurrenz erfüllt werden. Daraus lässt sich erkennen, in welchen Punkten das eigene Produkt besser oder schlechter abschneidet als das Konkurrenzprodukt.

Weiterer Ablauf

Wie erwähnt gibt es die Möglichkeit, nur diese eben beschriebene Phase im Produktionsprozess anzuwenden. Damit konzentriert sich das QFD hauptsächlich auf die Ermittlung der wichtigsten technischen Komponenten, um die Kundenanforderungen bestmöglich zu erfüllen. Verwendet man alle vier Phasen, so ist das Ergebnis aus Phase I die Grundlage für Phase II. Die sogenannte Teile- und Komponentenplanung arbeitet mit den Ergebnissen aus Phase I. Die für die Erreichung der Kundenanforderungen als am wichtigsten ermittelten technischen Komponenten werden in einzelne Eigenschaften zerlegt. Es wird wiederum ein House of Quality Diagramm erstellt.

Die Ergebnisse auf Phase I finden sich nun in der „Was?“-Spalte. In der „Wie?“-Spalte werden verschiedene Komponenten-Eigenschaften eingetragen. Es erfolgt wiederum eine Bewertung der Zusammenhänge und eine Reihung der wichtigsten Punkte. In Phase II werden durch dieses Vorgehen die wichtigsten Komponenten-Eigenschaften ermittelt. Diese fließen wiederum in die Phase III ein. In der so genannten „Prozessplanung“ werden die wichtigsten Produktions-Prozesse ermittelt um die gewünschten Komponenten-Eigenschaften zu erhalten. In der vierten und letzten Phase, der „Produktionsplanung“ werden Anleitungen und Verfahren für die einzelnen Produktions-Prozesse ermittelt.

Ergebnis des Quality-Function-Deployment

Das QFD ist eine Methode des Qualitätsmanagements. Innerhalb von großen Unternehmen beschäftigen sich oft eigene Teams mit der Durchführung solcher Analysen. Ganz egal ob nun ein oder vier Phasen des QFD-Modells angewandt werden: Das Ziel ist immer die Entwicklung eines Produktes oder einer Dienstleistung die bestmöglich den Anforderungen der Kunden entspricht. Dies erhöht die Absatzzahlen der entwickelten Produkte und verringert Zeit und Ressourcen, die in eine nachträgliche Überarbeitung gesteckt werden müssten.

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