Inwiefern Frauen anders mit Geld umgehen als Männer, ist nicht nur in psychologischer Hinsicht interessant. Auch Ökonomen beschäftigt diese Frage immer wieder. Neue Umfragedaten geben nun Aufschluss über ein sehr altes Problem.
Sparen Frauen anders?
Jahrzehntelange Ungleichberechtigung von Frauen und Männern haben ihre Spuren hinterlassen, auch wenn unsere heutige Gesellschaft so gleichberechtigt ist wie nie. Noch während der Nachtkriegszeit bis spät in die 80er-Jahre hinein hatten Frauen entweder gar kein oder ein wesentlich geringeres, eigenes Einkommen als Männer. Sie haben den Umgang mit Geld nicht gelernt – und das war auch gewollt so. Mittlerweile, so zeigen neue Umfragedaten, hat sich das aber geändert. Eine Umfrage aus dem März 2020 zeigt, dass Frauen ihre Finanzen gern selbst verwalten. Dabei verhalten sie sich grundlegend anders als Männer. Während Männer vor allem Freude daran empfinden, ihrem Geld beim bloßen Wachsen zuzuschauen, sparen Frauen häufiger auf konkrete Ziele hin: auf den Traumurlaub, das Auto oder ein Haus.
Je höher ihr Einkommen dabei ist, desto selbstsicherer gehen sie mit dem Geld um. Generell sind Männer aber nach wie vor das risikofreudigere Geschlecht – wohl auch ein Produkt jahrzehntelanger Sozialisation. Von Männern wird seit jeher erwartet, dass sie verantwortungsvoll mit ihrem Einkommen umgehen. Das entsprechende Wissen kriegen sie meist auch von klein auf vermittelt. Frauen müssen sich dieses Wissen zum Umgang mit Geld oft erst anlesen. Gern nutzen sie, so zeigt die Umfrage ebenso, das Internet und auch vermehrt Finanz-Apps.
Sind Frauen eine besondere Zielgruppe für Finanzprodukte?
Die Entwicklungen zeigen, wie sehr sich die Gleichberechtigung auch auf dem Finanzmarkt niederschlägt. Frauen sind heute in ihrem Umgang mit Geld den Männern sehr viel ähnlicher. Sie agieren selbstbewusst und verwalten ihr eigenes Einkommen. Wenn sie nicht weiter wissen, organisieren sie sich Ratschläge. Sie brauchen den Mann nicht mehr, um an Tipps für die Vermögensverwaltung zu kommen – auch wenn viele Frauen natürlich nach wie vor dem eigenen Partner am meisten vertrauen. Für den Finanzmarkt lässt das verschiedene Schlussfolgerungen zu: Verkäufer von Finanzprodukten können sich darauf einstellen, dass Frauen in Zukunft noch sehr aktiver Sparen werden. Beratungsangebote nehmen sie gern an.
Und auch das Risikobewusstsein könnte sich verändern: Wo Frauen vor einigen Jahrzehnten noch so gut wie gar nicht gespart haben, weichen sie jetzt zumindest vermehrt auf sichere Anlagen aus. Es ist nicht auszuschließen, dass sie mit einem steigenden Wissen und Selbstbewusstsein in Zukunft auch riskantere Anlagen in den Fokus nehmen könnten. Für die Ökonomen sind das gute Nachrichten, bedeuten sie doch, dass Frauen als Zielgruppe für Finanzprodukte immer relevanter und interessanter werden. Einen Bedarf für speziell auf Frauen zugeschnittene Produkte gibt es bis auf weiteres nicht.